Die Sonne brennt – Gärtnern mit dem Klimawandel

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Die Medien explodieren gerade über den Klimawandel. Ich bin kein Freund von solch „Medien-Hype-Messages“, aber in dem Fall finde ich es sehr wichtig. Der Klimawandel ist einfach nicht nur ein Hype, es sind wirklicheTatsachen.  Ganz klar zu beobachten an wärmeren Sommern, unfassbar milden Wintern (zumindest bei uns im Allgäu) gepaart mit kleineren und größeren Naturkatastrophen, wie Dürre, Erdrutsche, Erdbeben oder Überschwemmungen. Das Klima verändert sich einfach ganz klar.  Vermutlich können wir es nicht stoppen, aber vielleicht ein klein wenig verlangsamen.  

Schon mit dem Anbau von eigenem Gemüse reduziert ihr LKW-Transporte und spart so Ausstoß von Kohlendioxid. Das Gemüse kann in eurem Garten vor Ort reif geerntet werden, wird nicht unreif geerntet und reift dann erst beim Transport nach. Das Saatgut besteht meist aus alten Sorten, die nicht auf Ertrag und schnellen Wachstum selektiert sind. Es ist Bio und enthält somit auch mehr Vitamine und gute Nährstoffe. 

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Denn mal ehrlich, wieviel gute Nährstoffe kann denn in Gemüse sein, das um die halbe Welt geschippert wird? Ein Grund, wie wohl auch der Satz zu Stande kam „Wir verhungern vor vollen Tellern“. 

Vermutlich werdet ihr sehen, dass ihr ganz viele Tipps schon automatisch in eurem Garten umsetzt. So erging es mir nämlich, als ich mich mit dem Thema „Klimawandel im Garten“ noch mehr befasste. Denn damit schützt ihr nicht nur Pflanzen und den Boden in eurem Garten, sondern auch wichtige Welt Ressourcen, wie zum Beispiel Wasser.  

Nun möchte ich euch ein paar Tipps ans Gärtner-Herz legen. 

1.Torffreie Erde

Torf ist ein Material, das meist aus Hochmooren abgebaut wird. Es bildet sich nach tausenden von Jahren aus abgestorbenen Pflanzenmaterial. Somit ein Rohstoff, der nicht schnell bis kaum nachwachsen kann. Beim Abbau wird viel Kohlenstoffdioxid freigesetzt.  

Pflanzerde könnt ihr selbst aus Kompost, Sand und etwas abgelagertem Mist. Das Mischverhältnis besteht aus 50% Gartenerde, 30% Kompost, 10-20% Sand oder Lehm und 10-20% abgelagerten Mist, Horn– oder Gesteinsmehl. Für mehr Wasserspeicherung könnt ihr Kokosfasern oder Blähton nutzen. Für die Anzucht mische ich immer Maulwurfserde mit etwas Sand.  Ich sehe von Düngepellets ab, denn nach meinen Erfahrungen, speichert nichts besser als wirklich gut abgelagerten (schon fast zu Erde gewordener Mist) gemischt mit schwarzer Komposterde am besten und meisten das Wasser. Wenn ihr keinen Kompost oder Mist zur Verfügung habt, gibt es vielleicht eine Kompostieranlage oder ein Kieswerk in eurer nähe die Komposterde herstellen.

Siehe auch: Kompost anlegen

2. Altes wiederverwerten und Holz verrotten lassen 

Macht es nicht unfassbar Spaß, alten Dingen einen neuen Nutzen zuzuordnen? So kann ein Schutzgitter eines Ventilators mit Hauswurz bepflanzt werden, oder eine Bremsscheibe zur Bepflanzung dienen. Nicht verbrennen, sondern nutzen.  Altes Holz, Laub und Schnittgut kann super in eine Benjeshecke verbaut werden. So schafft ihr auf kleinem Platz mehr Lebensraum für Insekten, gleichzeitig fungiert es bei Bedarf als Sichtschutz gegen anstrengende Nachbarn. Totholzhaufen sind auch sehr begehrt und tatsächlich immer möglich, auch in einer kleinen Variante. An manch heißen Phasen/Tagen sind für Wildtiere wie Igel, Wildvögel und Eichhörnchen und zahlreiche Insekten kleine Tränken in verschiedenen Höhen überlebenswichtig.

3. Kraterbeet und Hügelbeete 

Verschieden angelegte Beete speichern Wasser und sorgen für eine optimale Versorgung. 

So könnt ihr in einem Kraterbeet mehrere Vegetationspunkte nutzen. In der Mitte sammelt sich mehr Regenwasser, so werden Pflanzen mit hohem Wasserverbrauch mittig gepflanzt. Mittig im Krater werden halbschattig liebende Pflanzen gesetzt. Oben am Kraterrand findet ihr Sträucher und Pflanzen für sonnige Standorte mit wenig Wasserverbrauch (wie auch Kräuter). So wird der Schatten, sowie Wasserverbrauch optimal genutzt und es entsteht eine Mischkultur. 

Hügelbeete hingegen speichern das Wasser in ihrer größeren Fläche an Erde. Die Mikroorganismen werden durch den Verzicht auf Umgraben geschützt. Bei kühlerem Wetter fungiert der Mist im Hügelbeet als kleine Wurzelheizung. Durch die Erhöhung und die Pflanzen kann ein richtig ausgerichtetes Hügelbeet auch teilweise Schatten für andere Beete spenden.

4. Mulchen und Flächen entsiegeln 

Mulchen mit Grasschnitt, Pflanzenteilen oder niedrig wachsende Bodendecker schützen die Pflanzen und die oberste Erdschicht vor schnellem Austrocknen. Bodendecker lockern zusätzlich durch ihre feinen Wurzeln die Erde auf und sorgen so dafür, dass sie sich nicht zu stark verdichten. Bestimmt kennt das jeder von euch, dass bei stark verdichtetem Boden der Regen über den Boden in den nächsten Schacht läuft, anstatt in die Tiefe des Bodens zu gelangen. 

Entsiegeln bedeutet, Asphalt und Beton zu entfernen. Keine Fugen mit wasserdichtem Material schließen. Pflaster wie Rasengittersteine, offene Fugen, Holzroste oder Häcksel oder einfacher Rasen ist optimal dafür. Auf entsiegelte Flächen wird die Niederschalgswassergebühren behoben. So entsteht mehr Fläche um das sich das Grundwasser auffüllen kann und der Boden mehr Wasser aufnehmen kann. Gleichzeitig könnt ihr neue Beete planen und mehr Raum zum Gemüseanbau oder eine Naschecke nutzen.

Siehe auch: Mulchen- längst Vergessenes, endlich wieder entdeckt

5. Regenwasser nutzen  

Jeder Liter zählt. Verschiedene Regentonnen und Zisternen fangen Regenwasser auf. Wir gießen immer am Morgen, um ca. 4 Uhr morgens ist die Bodentemperatur wohl am niedrigsten und somit auch die Verdunstung nicht sehr hoch. Dann kann der Boden das Wasser besser aufnehmen und die Verdunstung des Wassers ist geringer. Mit Hilfe einer alten Teichpumpe wässere ich Gemüse nicht täglich, aber wenn gegossen wird, dann durchdringlich. Gemüse in Beeten hält trockene Wochen entspannter aus als Gemüse im Topf. Pflanzen können ihre Wurzeln in der direkten Erde breitfächiger Ausschlagen und somit mehr Wasser aus dem Boden ziehen.

Siehe auch: Gießen im Sommer – so machst Du es richtig

6. Mischkulturen und natürlicher Schatten

Mischkulturen können im Gemüsegarten und auch im Ziergarten angewendet werden. Ich denke jeder hat einmal vom Indianer-Beet / Milpa Beet gehört oder gelesen. Gemüse, das mehr Wasser benötigt, sollte nicht neben Pflanzen mit wenig Wasserverbrauch gepflanzt werden. So entstehen Beete, die starke Trockenheit mit weniger Wasser aushalten (z.B. Kräuterecken und Beete). Natürlicher Schatten mit Bäumen und Sträuchern helfen zusätzlich, dass die Bodenaustrocknung verlangsamt wird. Das kann auch im kleineren Stiehl eine Beet Einfassung mit einer bunten Naschhecke aus Heidelbeeren, Josta, Johannisbeeren oder auch mit Haselnusssträuchern werden. Breit flächigere Beschattung mit einer Rankhilfe kann Wilderwein, Wein oder gar Hopfen bieten. Diese sind mehrjährig und kommen jedes Jahr. Kurzweilig pflanze ich gerne an Rankhilfen Bohnen, Kürbis oder auch Mais. Kurz um, alles, was stark in die Höhe wächst, spendet am richtigen Ort gepflanzt zeitweilig Schatten für das Gemüsebeet. Als Faustregel sagte mir ein Permakultur Berater, dass Gemüse am Tag ca. 6 Stunden Sonne benötigt. Viel wichtiger, wie ein vollsonniger Standort wäre aber, dass die Pflanzen nicht völlig dem Wind ausgeliefert sind.

Siehe auch: Indianerbeet- Mischkultur ist einfach wunderbar! Okra und Ingwer im Garten

(Bild: Theresia Kleinert)

7.Einheimische Bepflanzung fördern

Wiesenblumen, Wildkräuter und einheimische Sorten an Sträuchern und Gemüse konnte sich über Jahre optimal an die Gegebenheiten unserer Breitengrade anpassen. Großartige Wiesenkräuter, wie Bärlauch, Kamille oder das Duftveilchen benötigen kaum Wasser. Diese vielen Kräuter und Wildblumen wachsen quasi von selbst und benötigen nur sehr wenig Wasser und Pflege. Exotische Pflanzen dagegen haben oftmals einen hohen Wasserverbrauch. Zusammen mit oftmals viel synthetischen Dünger und langen Transportwegen nicht ganz optimal.  

8. Wöchentliches Rasenmähen vermeiden

Die wenigen Zentimeter an Grasschicht bedecken den Boden, ähnlich wie eine Mulchschicht in den Beeten. Der Boden trocknet weniger schnell aus, die Erde wird vor Rissen geschützt und der Rasen bietet durch feine Verwurzelung viel mehr Aufnahmefläche bei Regen. Außerdem bietet ein Naturrasen durch seine zahlreichen Wildkräuter, (wie z.B. Gänseblümchen, roter und weißer Klee, Löwenzahn usw.) zahlreichen Wildbienen und Insekten eine unfassbare vielseitige Nahrungsquelle.

9. Naturnahe Gärten 

Bietet der Klimawandel nicht einen genialen Anstoß den Garten naturnah zu gestalten? Ich hoffe dadurch, ein paar wenige Menschen mit Garten dafür überzeugen zu können.  Der naturnahe Garten ist ein unfassbares Herzensprojekt für mich. Fragt meinen Mann, über den Zeitpunkt des Mähens kann es mit mir schon mal eine hitzige Diskussion geben. Es wird sich auf das gesamte Ökosystem positiv auswirken, davon bin ich überzeugt. Den Garten, die Wildkräuter, Insekten und Wildtiere mit der Welt als großes Ganzes zusehen, ist das auf was es ankommt. Ein Miteinander, von dem alle Lebewesen und Pflanzen profitieren, ihren besten Nutzen daraus ziehen können.

10. Eigenes Saatgut aus dem Garten gewinnen 

Saatgut aus eurem Garten schont den Geldbeutel und ist klimafreundlich. Ihr unterstützt keine langen Transportwege, erhaltet Bio-Qualität, oft alte, seltene Sorten von Pflanzen und ihr könnt sie selbst auf Blüte, Ertrag und schnelle Reife selektieren. In meinem Buch Resi’s Gartenbiachle gibt’s zu jedem Gemüse etwas über Saatgutgewinnung. Manches Gemüse blüht erst im zweiten Jahr, dies müsst ihr für Saatgut überwintern. Aber ca. 80% Saatgut lässt sich im selben Jahr gewinnen. Außerdem sind die Pflanzen, ganz anders als Discounter Blumen/ Gemüse oder Stauden, an eure Breitengrade und dessen Temperaturen angepasst.

Siehe auch: Saatgut aus dem eigenen Garten gewinnen

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