Giersch – verschmäht und geliebt

1990
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„Drei, drei, drei, bist beim Giersch dabei!“ Mit diesem Reim auf den Lippen kommen Wildkräuterfreunde dem schmackhaften Pflänzchen draußen in der Natur sicher auf die Spur. So mancher Hobbygärtner stöhnt dagegen angesichts der üppigen Pracht, die sich mit der ersten Frühlingssonne wie ein Teppich über Staudenbeete, Rasen und Steingarten legt.  

Für beide – jene, die den Giersch suchen und jene, die ihn bisweilen verfluchen – haben wir passende Ideen parat.

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Raumgreifender Kraftprotz

Aegopodium podagraria ist in ganz Europa wie auch in den klimatisch gemäßigten Regionen Asiens verbreitet. Der wuchsfreudige Doldenblütler gehört zur gleichen Familie wie Kümmel, Anis oder Dill. Am liebsten mag der Giersch feuchte, nährstoffreiche Böden in halbschattiger Umgebung. Allerdings kommt er auch mit schlechteren Bedingungen gut klar. Giersch ist extrem zäh und widerstandsfähig, um nicht zu sagen: unkaputtbar. Und so findet man ihn in gepflegten Parks genauso wie auf unwirtlichen Brachflächen.

Das Erfolgsrezept des Giersch liegt unter der Erde. Dort bildet er ein weitverzweigtes Netz an feinen Kriechwurzeln, aus denen immer neue Triebe entstehen. Oft reichen die Wurzeln mehr als einen halben Meter tief in die Erde.

Übrigens: Im Handel sind „gezähmte“ Sorten wie der weißbunte Giersch „Variegata“ oder der gelb gerandete „Gold Marbled“ erhältlich. Sie wachsen üppig, sind aber besser kontrollierbar und als Bodendecker Farbe in den Garten.

Der Geschmack der Steinzeit

Kulturgeschichtlich gehört der Giersch, der im Volksmund auch Geißfuß, Dreiblatt, Ziegenkraut, Zipperleinkraut oder Wiesenholunder genannt wird, schon seit einer halben Ewigkeit zu unserem Alltag dazu. Schließlich stand er bereits bei den Steinzeitmenschen auf dem Speiseplan – Paleo-Diät eben! Die Römer bereiteten ihn zu wie Spinat, und in seinem Sud badeten sie, um die Gicht aus ihren Gelenken zu vertreiben. Auch in den Klostergärten des Mittelalters wurde der Giersch gerne als Heilpflanze kultiviert. Und wenn Krieg und Missernten den Menschen Hunger und Leid brachten, erwies sich der vitaminreiche Giersch oftmals als Retter in der Not. Heute feiert das Wildgemüse ein fulminantes Comeback als regionale Delikatesse.

Den Giersch mit der Dreierregel erkennen

Inmitten all des grünen Wildwuchses fällt der Giersch in der Natur kaum auf. Mithilfe der Dreierregel kannst du ihn aber eindeutig identifizieren. Und die geht so:

● Erstens hat der Stängel eine dreikantige Form (und ist im Inneren übrigens hohl).

● Zweitens wachsen aus dem Stängel drei Blattgruppen.

● Und drittens sind auch die Blätter selbst dreigeteilt. Wenn du die Pflanze auf die Rückseite drehst, kannst du die „Dreifaltigkeit“ der Pflanzenstruktur gut erkennen.

Es ist doch sehr wichtig, auf diese Merkmale zu achten. Denn es gibt tatsächlich auch sehr giftige Verwandte, die dem Giersch oberflächlich ähneln. Allen voran der Gefleckte Schierling: Die potenziell tödliche Pflanze verrät sich durch rötlich-braune Flecken am Stängel und einen üblen, stechenden Geruch. Dagegen verströmt der ungiftige Giersch ein angenehmes Aroma, das an Petersilie, Möhrengrün oder Sellerie erinnert.

Ein typisches Giersch-Merkmal ist schließlich auch das „Geißfüßchen“: eine Verdickung am Ende des Stängels. Nutze deine Phantasie und die erkennst darin die Form eines Ziegenbeins.

Blätter, Blüten, Samen: Ernten im Jahreskreis

Im Frühjahr ist der Giersch ein echter Schnellstarter. Bereits im März sprießen die ersten Blättchen, sie schmecken bis in den Mai hinein zart und frisch. Doch auch später noch lassen sich ältere Blätter zum Beispiel für kräftige Tees verwenden.

Ab Mai streckt der Giersch dann seine weißblühenden Dolden empor. Aus ihnen kannst du ebenfalls Schmackhaftes zaubern. Die würzig-scharfen Samen reifen schließlich zwischen August und September heran. Und auch sie finden, getrocknet und gemahlen, ihren Platz in der Küche. Lediglich die Wurzel wird beim Giersch nicht verwendet.

Tipp: Die jungen Giersch-Blättchen schmecken am allerbesten, wenn sie noch gefaltet sind.

Unschlagbar beim Vitamin-C-Gehalt

Mit seiner ungebändigten Wuchsfreude und seinen Nehmerqualitäten steht der Giersch für pure Lebenskraft. Auch aus ernährungstechnischer Sicht entpuppt sich das Kraut als sprudelnder Energiequell. Insbesondere sein hoher Vitamin-C-Gehalt lässt so manches handelsübliche Gemüse blass aussehen: Den Kopfsalat etwa übertrifft er um ein 15-Faches. Aber auch wertvolle Mineralstoffe wie Kalium, Magnesium, Calcium, Mangan, Zink, Kupfer und Eisen sind reichlich in den Blattzellen gespeichert.

Fünf Rezepttipps mit Giersch

Nun weißt du, wo den Giersch findest und wie du ihn erntest. Was aber kannst du daraus zubereiten?
Generell lässt sich würzig-frische Giersch genauso verwenden wie Petersilie. Perfekt harmoniert der Giersch mit allem Kartoffeligem. Du kannst ihn aber auch dünsten wie Spinat, ihn in Form von Pesto konservieren oder eine entschlackende Gründonnerstags-Suppe zubereiten. Mit diesen beetfreunde-Tipps zeigen wir dir, wie du den bisweilen lästigen Gartenbewohner in Handumdrehen in Leckeres verwandeln kannst.

Energiekick: bunter Wildkräutersalat

Kombiniere junge Giersch-Blättchen mit Löwenzahn, Brennnessel und Sauerampfer, und setze bunte Akzepte mit verschiedenen essbaren Blüten von Primeln, Veilchen, Gänseblümchen, Löwenzahn oder Klee. Serviert wird der Salat mit einem leichten Obstessig-Dressing.

Einfach hmmm…Giersch-Quiche

Aus 250 Gramm Mehl, 100 g Butter, einem Ei und einer Prise Salz stellst du zunächst einen Mürbteig her. In der Quiche-Form wird er etwa 15 Minuten lang bei 200 Grad im Ofen gebacken.
Inzwischen hackst du sieben Handvoll Gierschblätter. Schneide drei Frühlingszwiebeln in Ringe, zerkrümle 200 g Feta und verquirle das Ganze mit 250 g saurer Sahne und zwei Eiern. Zwei gepresste Knoblauchzehen hinzugeben und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Nun gibst du die Masse auf den Teigboden und streust Esslöffel Sonnenblumenkerne darüber. Nochmals 20 Minuten lang bei gleicher Temperatur in den Ofen schieben.

Vollmundig: Giersch-Blüten in Bierteig

Nicht umsonst nennt man ihn auch „Wiesenholler“: Blühender Giersch hat eine gewisse Ähnlichkeit zu Holunderblüten. Und genau wie beim Holunder schmecken auch die Blütendolden des Giersch, wenn sie in Bierteig frittiert werden. Hierfür brauchst du:

200 g Mehl
1 EL Öl
1/8 l Bier
5 EL Milch
2 Eier
etwas Salz

Das Mehl mit dem Öl, dem Bier und der Milch verquirlen, bis ein glatter Teig entsteht. Die Eier und das Salz unterrühren. Den Teig etwa eine halbe Stunde stehen lassen. Nun die Blüten in den Teig tunken und in heißem Fett goldbraun ausbacken.

Feurig: Giersch-Samen als Gewürz

Ab dem Hochsommer sind die Samen des Giersch reif. An ihrer bräunlichen Farbe erkennst du, wenn es soweit ist. Getrocknet und zu Pulver gemahlen, geben sie ein interessantes, pikantes Gewürz ab. Du kannst die Giersch-Samen auch mit Brennnesselsamen kombinieren – oder ein Kräutersalz draus mischen.

Erfrischende Kräuterlimo

Pflücke verschiedene Kräuter mitsamt Stängeln: Gut passen Giersch, Zitronenmelisse, Waldmeister oder Spitzwegerich. Binde ein Sträußchen daraus und hänge es kopfüber in einen Krug mit Apfelsaft. Nun noch eine gescheibte Bio-Zitrone hinzugeben und das Ganze über Nacht ziehen lassen. Mit Mineralwasser aufgießen und fertig ist der Genuss.

„Zipperleinkraut“ gegen Gicht

Wie viele andere Wildkräuter bietet der Giersch neben dem kulinarischen auch einen heilsamen Nutzen. Durch seinen hohen Gehalt an Mineralien wirkt er basisch, entsäuernd, leicht entwässernd und regt den Stoffwechsel an. Das „Zipperleinkraut“ hat in der Volksmedizin eine lange Tradition als Heilmittel gegen Rheuma und Gicht. Medizinisch belegt ist all dies nicht, aber probier’s aus!

Wohltuendes Gierschbad

Gegen Gelenkentzündungen, aber auch bei Ischiasschmerzen und sogar Hämorrhoiden kann ein Gierschbad helfen. Bereite einen Gierschsud zu, indem du einige Handvoll des Krautes mit kochendem Wasser übergießt und 15 Minuten lang ziehen lässt. Den Sud gibst du ins warme Badewasser. Alternativ kannst du einen Brei aus zerstampften Blättern auf die schmerzenden Glieder auftragen.

Ein Tee aus frischem oder getrocknetem Giersch hilft, den Körper zu entsäuern und zu entgiften. Und auf juckenden Insektenstichen wirkt ein zerdrücktes Blatt kühlend.

Und wenn Dir der Giersch am Ende doch über den Kopf wächst?

In der Küche und Hausapotheke sind die Qualitäten des Giersch unbestritten. Und doch ist auch richtig, dass der Giersch im Garten ein gieriger Platzräuber bleibt. Leider gibt es kein Patentrezept, um Giersch einfach, schnell und dauerhaft loszuwerden. Es gibt aber verschiedene Methoden, um seine ungestüme Wuchskraft in den Griff zu bekommen. Lies dazu hier auch unsere beetfreunde-Tipps Giersch im Garten natürlich bekämpfen

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1 Kommentar

  1. In meinem Garten wuchern Giersch und Brennnessel und getreu dem Motto
    „Der liebe Gott lässt in deinem Garten besonders wachsen, was du brauchst“, gibts dieses Grünzeug täglich

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