So entsteht mein Nutzgarten: Teil 10: Im zweiten Frühling

Ja, doch, ich bin verliebt in meinen Garten. Und ich lüge nicht, wenn ich sage, dass ich dieses bunte Eckchen hinterm Haus von ganzem Herzen liebe. Doch geht es in dieser Ausgabe nicht um romantische Poesie, sondern ums Gärtnern im Herbst. Der nämlich ähnelt in mancher Hinsicht dem Frühling: die Tage warm, die Nächte kalt, die Sonne niedrig. Und so gedeihen jetzt auch ganz ähnliche Pflanzen wie zum Saisonbeginn: zum Beispiel Feldsalat, Spinat und Radieschen. Die Radieschen machen sich jetzt übrigens viel besser als im Sommer, wo es außer löchrigem Kraut nicht viel zu holen gab. 

Ernte

Auch ein Kompost braucht Zuwendung

Insgesamt ist die Ernte im Oktober überschaubar geworden. Der Blick richtet sich jetzt vielmehr auf den Winter (muss noch Heu zum Abdecken und Pferdemist zum Düngen besorgen), auf das kommende Gartenjahr (habe gerade Knoblauch und Zwiebeln gesteckt), und die Dinge, die bisher zu kurz gekommen sind. 

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Kompost
Meinen Kompost zum Beispiel: Das Dschungeldickicht der drei Schwestern Mais, Bohne und Kürbis hatte ihn im Sommer praktisch verschlungen, doch jetzt komme ich endlich wieder ran. Leider ist ihm die mangelnde Aufmerksamkeit gar nicht gut bekommen, und so traf ich beim Umschichten lediglich einen Haufen Heu mit eingestreuten Gemüseschalen an – nicht ein einziger Wurm weit und breit. Deshalb habe ich meinem Kompost jetzt ein Wellness-Programm verabreicht, mit Wasserduschen und vielen frischen Küchenabfällen. Ich hoffe, das wirkt, denn ich werde im nächsten Frühjahr wieder viel gute Erde brauchen.

Unser Nutzgarten – ein Familienprojekt

Mehr mütterliche Zuwendung hätten sich manchmal auch meine Kinder gewünscht. Oft war ich dieses Jahr abends noch im Garten beschäftigt, während der Nachwuchs lieber Federball oder Uno mit mir gespielt hätte. Es gab aber auch Momente, in denen alle voller Enthusiasmus dabei waren, wir zusammen gebuddelt und gewerkelt haben, bis es dunkel wurde. Ich hoffe, dass sich die Kinder später an diese Augenblicke erinnern werden. Schließlich ist unser Gartenprojekt ja als Familienprojekt gedacht. Zum Saisonabschluss habe ich meine Gartenhelden mal dazu interviewt, wie sie das Ganze eigentlich so fanden. 

NutzgartenDas Kräuterfräulein

Äpfel, Erdbeeren, Tomaten: Meine Tochter kann mit so ziemlich allem jagen, was gesund ist. Das hat sich durch das Gärtnern leider auch nicht wesentlich geändert. Allerdings hat sie ein ganz eigenes System entwickelt, um doch an Vitamine zu kommen: „Kräuterbrote“ sind bunt aufeinandergeschichtete Blätter von Pfefferminze, Salbei, Petersilie, Liebstöckel und allem möglichen Würzkraut – echte kleine Power-Pakete. Sicher nicht nach jedermanns Geschmack, aber Hauptsache, sie findet’s gut. Das größte Kompliment an meine Gärtnerseele hat mir mein Töchterchen allerdings gemacht, dass sie sich in die Garten-AG ihrer Schule eingeschrieben hat und sogar außerhalb von zu Hause weitergärtnern will.

Was ist Dein liebstes Gartengemüse?
Gurken

Was hat Dir am besten am Garten gefallen?
Der selbstgemachte Kräutertee hat immer lecker geschmeckt. Außerdem fand ich schön, dass man immer etwas ernten konnte. Und mir gefällt, dass der Garten bunt ist. 

Welche Arbeit hat Dir am meisten Spaß gemacht?
Kräuter aufhängen und trocknen. Gießen macht aber auch Spaß. 

Dein Lieblingsessen?
Bratkartoffeln aus eigenen Kartoffeln

Der Kreative

Gärtnern mit KindernFür meinen achtjährigen Sohn war der Gemüsegarten eine kreative Spielwiese und ein Labor zum Experimentieren. Er wollte nicht, dass Mama ihm reinredet. Und so hat er, statt im vorgesehenen Kinderbeeten zu gärtnern, lieber sein eigenes Ding gedreht: Getestet, ob Zwiebeln auch im Topf gedeihen, Bewässerungssysteme entwickelt oder Feuerbohnen über verschlungene Fadenkonstruktionen wachsen lassen. 

Was war Dein liebstes Gartengemüse?
Gurken, Pfirsiche und Mais

Was hat Dir am besten am Garten gefallen?
Dass es immer was zu tun gab. Und dass ich gelobt wurde, weil ich immer schöne Sachen gemacht habe. 

Welche Arbeit hat Dir am meisten Spaß gemacht?
Die Kartoffeln rauszuholen.

Dein Lieblingsessen?
Eigene Kartoffelpommes

Der Experte 

Unser kurzbeiniger Gartenprofi weiß genau, wo was wächst und was wie schmeckt. Obwohl er in diesem Sommer erst sprechen gelernt hat, verfügt er über ein beachtliches Gartenvokabular. Sein Fachwissen teilt er gerne mit anderen, zeigt, wo die „Wiebeln“ stehen, wo „Laveldel“ und „Malgold“ wächst, und erinnert daran, dass Maiglöckchen giftig sind. Der Kleine ist ganz groß beim Gießen, und zwar am liebsten kannenweise immer auf die gleiche Stelle. Geschmacklich bevorzugt unser Garten-Zwerg den Dill, verschmäht aber auch Lavendelblüten nicht, die er zuerst genüsslich auskaut und dann noch genüsslicher ausspotzt. Er findet das alles super.

Gärtnern mit KindernDu siehst also: Jedes der Kinder hat unser grünes Paradies anders wahrgenommen und ihm seine eigenen Geheimnisse entlockt. Mir selbst war es wichtig, den Kindern erstens Lust auf Gesundes zu machen und zweitens Wertschätzung für gute Nahrungsmittel zu vermitteln. Das hat funktioniert. Und selbst wenn am Ende nur die Erkenntnis haften bliebe, dass die selbst gemachten Pommes aus unseren „Bintje“-Kartoffeln die besten waren, die wir jemals gegessen hatten – für mich hätte sich das Gartenprojekt schon gelohnt. Tatsächlich haben wir alle noch Tausend Dinge mehr gelernt, wissen, was Kaltkeimer sind, wie lustig Kohlrabis beim Wachsen aussehen und wann die Erntezeit der Paprika ist. Wir sind der Natur ganz nahe gekommen, haben ihren Pulsschlag förmlich unter unseren Fingern gespürt, und ihren Duft eingesogen. Am Schönsten war es aber, bei Sonnenuntergang auf unserer Gartenbank zu sitzen und dabei gemeinsam auf unser kleines Paradies zu blicken. Unser erstes Gartenjahr ist also doch irgendwie auch eine Liebesgeschichte.

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