Hühner im Garten – rundum großartige Nützlinge

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(Bild: Theresia Kleinert)
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In der Stadt ist die Hühnerhaltung im eigenen Garten nicht immer ganz so leicht umzusetzen. Erst recht nicht mit krähendem Hahn. Ich wohne auf dem Land, da gehören die Hühner dazu, wie die Kirchenglocken. 😊

Hühner legen nicht nur Eier, sondern sind auch großartige Helfer im Garten. Im Frühjahr, vor dem Beginn der Gartensaison und im Herbst, bevor die Beete für den Winter gemulcht werden, dürfen sie bei mir immer in die Beete und Gewächshäuser. Hühner fressen keine Nacktschnecken, da der Schleim der bekannten braun-rötlichen spanischen Wegeschnecke bitter schmeckt. Aber sie picken die Schneckeneier, kleine Fliegen, Käfer und Raupen aus der oberen Erdschicht. Damit könnt ihr die Schneckeninvasion von Beginn an etwas eindämmen.

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Hühner haben eine Hackordnung, das heißt wenn ein neues Huhn hinzu kommt, geht es meist erst ein paar Tage rund im Hühnerstall. Wollt ihr neue Hühner dazu setzen, solltet ihr die neuen Hühner erst für ca. 7 Tage in Quarantäne setzen, um mitgeschleppte Krankheiten zu erkennen und zu vermeiden. Damit ein neues Huhn nicht ganz verloren in der neuen Hühnertruppe ist, solltet ihr Hennen nicht einzeln zum alten Bestand setzen. Immer mindestens 2 Hühner sollten es sein. Achtet beim Kauf auf die in Deutschland vorgeschriebene Impfung gegen die Newcastle Disease. Die Impfung kann über das Trinkwasser oder eine Spritze gegeben werden. Aus Erfahrung kann ich euch sagen, gebt lieber etwas mehr Geld für ein Huhn von einem Züchter aus.

Stall, Freilauf und Legenester

Eine der ersten Fragen sollte nicht die nach der Stallgröße sein. Ihr solltet zuerst herausfinden, welche Hühnerrassen ihr halten wollt. Dann könnt ihr Stall und Freilauf gleich zu Beginn an die Hühner anpassen. Sind es Zwerghühner, eher ruhige, größere oder fliegen sie gern? 6 Normale Bio-Legehühner in Deutschland haben eine Stallfläche von 1qm. Habt ihr einen kleineren Stall, sollte der Freilauf einen Unterstand haben und größer sein. So müssen sich die Hühner bei schlechttem Wetter nicht in einen zu kleinen Stall quetschen. Der Stall sollte genug Tageslicht haben.

Hühner sitzen auf Stangen. Die Hühnerhalter streiten sich öfters darüber, runde oder kantige Stangen. Wir haben runde und kantige Sitzstangen im Stall. Auch einen Haselnussast, so könne die Hühner selbst entscheiden. Pro Huhn rechnet man ca. mit 30cm Stange, wobei Hühner wirklich immer eng beisammen auf den Stangen sitzen. Habt ihr aber genug Stangen im Stall, so finden aber auch die rangniedrigsten Hühner ein Plätzchen auf einer Stange. Für Jüngere Tiere habe ich eine niedrigere Stange im Hühnerstall.

Der beste Stall, um Milben fernzuhalten, ist ein gemauerter und gekalkter Stall. Die Plastikställe sind super zu reinigen, haben aber kaum Dämmung und sind im Winter sehr kalt und im Sommer viel zu heiß. Beim Holzstall müsst ihr öfters auf Milben kontrollieren. Dazu klebt ihr doppelseitiges Klebeband an die Sitzstangen, die Milben kriechen über Nacht darüber und bleiben hängen. So entdeckt ihr einen rechtzeitigen Befall. Der Stall darf nicht feucht und zugig sein, sonst werden die Hühner krank.

Lüften solltet ihr dennoch gut können. Hühner kommen mit der Kälte im Winter gut klar, aber die Luftfeuchtigkeit muss aus dem Stall, deshalb ist das Lüften auch im Winter sehr wichtig.

(Bild: Theresia Kleinert)

Legenester

Die Legenester sollten nicht zu weit über dem Boden angebracht werden, ca. 30-40 cm Höhe reicht normal aus. Ich streue die Nester wie den Stallboden mit Sägemehl, Walnussblätter und Lavendel aus, da in den Hohlräumen von Stroh und Heu zusätzlich gerne Milben sitzen. Habt ihr eine Glucke, die auf den Eiern festsitzt und brütet, kann starker Milbenbefall dazu führen, dass die Henne mitten im Brüten das Nest verlässt. Ihr solltet Legenester wählen, die leicht zu reinigen sind. Es eignen sich Katzentoiletten, Kisten aus Plastik oder liegende Eimer, die ihr an der Wand befestigt. Der Vorteil an beweglichen Nestern: gluckt eine Henne (möchte brüten), könnt ihr sie besser und entspannter separieren. Die anderen Hühner legen meist täglich wieder neue Eier dazu, dies führt dazu, dass die Eier unter der Henne verschieden angebrütet sind.

Freigehege

Beim Freigehege steht einem Bio-Huhn in Deutschland 4qm zu. Habt ihr wenig Freilauffläche, wächst dort ziemlich schnell kein Gras mehr. Freilauffläche, gibt es meiner Meinung nach nicht genug. Prima dafür eignet sich auch ein Hanggrundstück mit Sträuchern, so schützt ihr sie gleichzeitig von Luftangriffen (z.B. dem Habicht) und schafft zusätzliche Schatten an warmen Tagen. Die Truppe wird auch entspannter sein, weil die Hühner sich auch aus dem Weg gehen können. Ihr könnt auch abgesägte Äste in den Freilauf legen, diese können sie als Outdoor-Sitzstange benützen. Hühner brauchen für die Federpflege unbedingt ein Sandbad im Stall oder im Freien überdacht.

Fressen uns die Hühner nicht die Beete leer??

Habt ihr einen Gemüsegarten, müsst ihr euch entscheiden, ob ihr die Hühner oder den Gemüsegarten einzäunt. Oder kommt ihr mit ein bisschen Verlust im Garten zurecht, dann könnt ihr es ohne Zaun versuchen. Hühner lieben Rote Beete Blätter oder Salat, ja eigentlich fast alle Blätter und Beeren. Hochbeete sind auch eine Lösung, aber meist finden Hühner auch Hochbeete. 😊 Wir haben unsere Hühner eingezäunt.

Futter und kranke Hühner

Bei Hühnern merkt man oft erst dass sie krank sind, wenn es schon fast zu spät ist. Sie leben in einer Hackordnung und dürfen sich somit keine Schwäche anmerken lassen. Schaut die Hühner immer genau an, wenn ihr sie ins Freie lasst. Achtet auf ihr Gangbild, Kammfarbe, Schnabel und Augen. Abends, wenn es dämmert, könnt ihr auch die Hühner von den Stangen nehmen und euch das Gefieder genauer anschauen. Es gibt neben Milben auch Haarlinge, diese fressen die Federn ab.

Das Immunsystem lässt sich aber mit einigen Kräutern und Gemüse auch bei Hühnern stärken, z.B. eignet sich dafür ein gekochtes Eigelb, Kerne und zerkleinerte Nüsse, Rote Beete, geraspelte Karotten, Brokkoli und Beeren. Spitzwegerich, Oregano, Löwenzahn, Pfefferminze, Brennnessel, Petersilie, Schnittlauch und Fenchel halten eure Hühner auch fit. Getrocknete zerkleinerte Eierschalen zwischendurch sorgen für genügend Kalkaufnahme. Ich empfehle nur Biokörnerfutter ohne Gentechnik zu füttern. Meist gibt es die schon fertig gemischt, z.B. von Meika, dies enthält dann alle wichtigen Eiweiße und Nährstoffe. Mehlwürmer sind ein großartiger Leckerbissen für Hühner. Sie sollten aber lebend verfüttert werden, da in den getrockneten kaum noch Eiweiß enthalten ist. Zu der Mauser könnt ihr unterstützend Bierhefe füttern. Im Winter könnt ihr den Hühnern ab und an mit einem Meisenknödel ohne Plastik Beschäftigung bieten.

Brauchen Hühner ein Licht im Hühnerstall??

Über dieses Thema wird immer heiß diskutiert unter den Hühnerhaltern. Und es gilt: Nichts ist ein Muss aber ein Kann.

Entweder ihr verlängert den Tag im Winter zusätzlich mit künstlichem Licht und habt morgens und abends mit Hilfe einer Zeitschaltuhr etwas Licht im Stall und die Hühner legen weiterhin Eier. Oder nicht und sie stellen das Eierlegen ein. Dies liegt daran, dass sie im Winter mehr Energie brauchen, der Tag aber zur ausreichenden Futteraufnahme zu kurz ist. Es reicht schon eine normale Glühbirne aus, muss kein Infrarot sein.

Meine Meinung dazu lautet: Hühner machen eigentlich keine „Pause“, sie fahren nur ihren Energieverbrauch runter. Denn der Stoffwechsel eines Huhnes ist schnell. Das heißt, sie müssen immer wieder öfters Nahrung zu sich nehmen, dafür benötigen sie Licht. Wird es dunkel, sitzen Hühner auf die Stangen und nehmen kein Futter mehr zu sich. Ist es also zu lange zu dunkel, fressen sie weniger und brauchen mehr Energie. Somit sparen sie die Energie und legen keine Eier mehr. Wir haben etwas Licht im Hühnerstall.

Übrigens: Hühner halten im Winter Minusgrade gut im Stall aus. Sogar besser, weil der Temperatur unterschied zwischen Stall und Freiland nicht so schwankt.

Natürliche Mittel, um Milben vorzubeugen

Milben gibt es in nahezu jedem Hühnerstall, wichtig ist, dass sie nicht überhandnehmen. Die rote Vogelmilbe z.B., saugt den Hühnern nachts das Blut aus. Dies führt dann zur Blutarmut der Hennen, bei starkem Befall kann dies bis zum Tod führen.

Kieselgur ist ein feines Gesteinsmehl. Dieses kann mit Hilfe einer Sprühflasche im Stall zerstäubt werden. Ich gebe immer etwas ins Sandbad, in die Legenester und ca. 1x im Monat einen Sprüher auf den Hühnerrücken.

Walnussblätter, Lavendel und getrocknete Walnussblätter im Stall als zusätzliche Einstreu vertreiben Milben. Sie mögen die ätherischen Öle nicht.

Mit Öl lasse ich die Sitzstangen und auch die Halterungen ein. Sie legen sich um die Milben. Dadurch bekommen die Milben keinen Sauerstoff mehr und sterben ab.

Habt ihr einen Holzstall, könnt ihr ihn mit VORSICHT abflammen. Achtet dabei darauf, dass der Stall komplett leergeräumt ist. Die komplette Einstreu muss raus. Damit keine Brandgefahr besteht, sorgt auch für genügend Wasser vor Ort.

Knoblauchsud und Brotrunk macht das Blut der Hühner für Milben nicht so genießbar. Brottrunk macht das Milieu im Huhn „sauer“. 200ml sollten auf 1 Liter gemischt werden.

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Theresia Kleinert
Mein Name ist Theresia Kleinert (garten_resi), ich bin 33 Jahre alt und wohne mit meiner Familie im Allgäu. Die meiste Zeit verbringe ich im Garten. Ich baue Gemüse, Obst und Kräuter an und versorge unsere Tiere. Der Garten erdet mich und gibt mir neue Energie. Selbst machen, statt kaufen, ist unsere Devise. Dreckige Finger gehören dazu, aber auch das Schreiben und Weitergeben von gesammelten Erfahrungen macht mir viel Spaß.

1 Kommentar

  1. Hallo Theresia.
    Das Hühner im Winter keine Pause machen, halte ich leider für sehr vermenschlicht. Selbst wir müssten im Winter runterfahren, mehr schlafen, weniger arbeiten, aber das gibt unser industrialisiertes Leben nicht her. Der Stoffwechsel der Hühner fährt im Winter runter und das aus gutem Grund. Das schont vorallem den Legedarm der Hühner und sie können ihre Reserven und Energie nutzen, um gut durch die Kalte Zeit zu kommen. Meine Marans & Araucaner legen auf diese Weise nun schon das dritte Jahr in Folge sehr viele Eier über die Saison. Nun steht der nächste Winter vor der Tür und sie bekommen ihre Pause. Du schreibst es sei heiß diskutiert und damit hast du recht, es hat ja jeder seine Art damit umzugehen. Zu argumentieren die Hühner bzw. deren Stoffwechsel würde die Pause nicht brauchen/machen, ist jedoch inhaltlich falsch. Eigentlich begründest du selbst schon, wieso diese Pause des Eierlegens nötig ist. Sie haben weniger Licht und somit weniger Zeit für die Nahrungsaufnahme. Die Energie, die sie zu sich nehmen, brauchen sie, um durch die kalte Winter zu kommen.
    Künstliches Licht = Künstlich mehr Nahrungsaufnahme = Eier = keine Ruhe für den Stoffwechsel = Menschen-gemacht.
    Keinem wilden Tier (auch nicht im asiatischen Raum, wo die Hühner her kommen) wird im Winter im Wald eine Glühbirne angeknipst. Klar nimmt ihnen dort auch keiner die Eier weg, aber auch das ist vermenschlicht und führt ja erst dazu, dass wir immer unser Frühstücksei haben 😉
    Liebe Grüße
    Sabrina

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