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Gemüse ohne Erde – das neue IKEA Hydrokultursystem im beetfreunde Test (Teil 1)

IKEA Hydrokultur Anzuchtsystem

Frisches Gemüse aus Hydrokultur in der eigenen Küche (copyright IKEA)

Hydrokultur ist einer der wachsenden Trends im Gartenbereich. In vielen Großstädten auf der ganzen Welt bauen spezialisierte Firmen und teilweise auch Restaurants und Supermärkte Gemüse ohne den Einsatz von Erde an. Die Vorteile liegen auf der Hand: frisches Gemüse direkt am Ort des Verkaufs, keine langen Transportwege (damit eine positive Ökobilanz), ganzjähriger Anbau ohne Witterungseinflüsse und in vielen Fällen die Nutzung ansonsten leerstehender Flächen.

So soll in der Küche der Zukunft Gemüse angezogen werden (copyright IKEA)

IKEA greift mit seinem neuen Hydrokultursystem den Trend auf und hat es sich zur Vision gesetzt, dass in Zukunft jeder Haushalt selbst Gemüse und Kräuter in den eigenen vier Wänden anbauen kann. Und das auf kleiner Fläche, 365 Tage im Jahr. Wir finden den Hydrokulturtrend sehr spannend und insbesondere die Initiative von IKEA. Deswegen werden wir für Euch das neue System auf Herz und Nieren testen, damit Ihr selber überlegen könnt, ob das auch etwas für Euer Zuhause wäre. Natürlich führen wir diesen Test in Eigenregie und ohne irgendeine Unterstützung von IKEA oder anderen Firmen durch. Die beetfreunde Community ist schließlich komplett werbefrei und bezahlte oder gesponserte Tests (wie sie mittlerweile leider Mode geworden sind) lehnen wir strikt ab.

Das neue IKEA Hydrokultursystem

Die IKEA Produkte rund um die Hydrokultur wurden weltweit mit Spannung erwartet. Schließlich hat IKEA sie gemeinsam mit der schwedischen Universität für Agrarwissenschaften entwickelt – man darf also davon ausgehen, dass sie gründlich entwickelt und getetest wurden. Mittlerweile sind sie in den Läden, wobei (Stand heute) das System in den USA noch nicht verfügbar ist. Auch in Deutschland bekommt man die Produkte in jedem IKEA Einrichtungshaus, aber es wird von IKEA Seite noch sehr zögerlich beworben. Auf der IKEA Homepage gibt es eine eigene, sehr informative Übersichtsseite: IKEA Homepage – Indoor Gardening

Hier unser Starterset:

 KRYDDA / VÄXER Pflanzeneinsatz-Set für 8 Pflanzen mit Pflanzelement

Auf die einzelnen Bestandteile werden wir im Detail eingehen, wenn sie zur Anwendung kommen.

IKEA hat eine ganze Produktpalette, rund um das neue System geschaffen, so dass man alles was man braucht aus einer Hand beziehen kann. Von den Anzuchthilfen über Dünger und Saatgut bekommt man alles bei IKEA. Diese große Auswahl macht es aber auch etwas schwierig, die benötigten Produkte zusammenzustellen. IKEA hat zwar einige Starter-Sets in verschiedenen Größen zusammengestellt, diese muss man sich aber dann selber zusammenstellen. Dabei empfiehlt es sich streng nach der Liste vorzugehen und die Artikelnummern genau zu vergleichen – wir haben auch prompt ein Teil zuviel gekauft und mussten es gleich wieder zurückgeben.

Die Voranzucht der Pflänzchen

Auch IKEA kann natürlich nicht zaubern und so werden die Pflänzchen im ersten Schritt im VÄXER Keimset vorgezogen, ganz so wie man es für den normalen Garten machen würde.

Hier die einzelnen Schritte im Detail:

Wurzelkissen einweichen

Als erstes füllt man die Unterschale des Keimsets mit gut 4,7l Wasser. Dort werden die Wurzelkissen aus Steinwolle zum Einweichen ca. 2 Minuten reingegeben, bis sie sich ganz mit Wasser vollgesogen haben. Die Schale ist im gefüllten Zustand nicht wahnsinnig stabil, deswegen Vorsicht beim Tragen, denn man verschüttet sehr leicht Wasser.

Wurzelkissen einsetzen und Samen pflanzen

Als nächstes kommen die vollgesogenen Wurzelkissen in den Anzuchteinsatz des Keimsets. Dabei darauf achten, dass die Seite mit der Vertiefung oben ist – dort kommt gleich das Saatgut rein. Den Anzuchteinsatz in die nach wie vor gefüllte Unterschale einsetzen – die Wurzelkissen sind jetzt im Wasser und können sich weiter vollsaugen.

Anschließend kommen in die Vertiefung auf der Oberseite des Wurzelkissens jeweils 1-3 Saatkörner, je nach Sorte. Wieviele es je nach Saatgut sind, steht auf der Tüte – allerdings etwas kryptisch links unten mit einem Punkt (1 Saatkorn) bzw. drei Punkten (3 Saatkörner). Das hätte man unserer Meinung nach etwas deutlicher machen können. Einige Sorten (z.B. Mangold) müssen vor dem Säen 24 Stunden eingeweicht werden, da sie sehr große und harte Samen haben. Auch das steht auf den entsprechenden Saatgut-Tüten hinten drauf. Das Säen des Saatguts erfordert Fingerspitzengefühl, denn die meisten Sorten sind sehr fein und man muss deswegen vorsichtig sein, um wirklich nur 1-3 Körner zu verteilen.

Deckel aufsetzen und warten

Damit sind wir eigentlich schon fertig. Jetzt kommt der Deckel mit den Lüftungsschlitzen auf der Oberseite drauf, das Keimset an ein sonniges Plätzchen am Fenster und es heißt abwarten. Laut IKEA Angabe bekommen die Sämlinge nach 5-7 Tagen 2 Herzblättchen. Sobald dieses Stadium erreicht ist, können sie in das eigentliche Pflanzelement umgesetzt werden. Sollte die Raumtemperatur über 20 Grad liegen, empfiehlt IKEA den Wasserstand der Unterschale regelmäßig zu prüfen, so dass dieser nicht unter die Minimum-Markierung fällt.

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Wir sind gespannt, wie sich die Sämlinge entwickeln und werden Euch darüber in den nächsten Teilen unseres Test berichten!

Der Preis

Unser Set wie oben beschrieben hat in Summe 85 Euro gekostet. Dazu kommt dann noch das Saatgut (1,99 EUR pro 3er-Set). Das ist deutlich günstiger als andere im Handel erhältliche Anzuchtsets mit Beleuchtung, aber auch trotzdem erst einmal eine Investition. Für 85 Euro kann man schließlich viel Salat kaufen, selbst im Bio-Markt oder auf dem Wochenmarkt frisch vom Bauern.

Das Saatgut

Für die Anzucht im Hydrokultursystem gibt es bei IKEA über 16 verschiedene Sorten Sämereien, jeweils im gemischten 3er Pack. Dabei handelt es sich – um schnelle Anzuchtergebnisse zu erzielen – meist um Kräuter wie Basilikum oder Petersilie sowie als Jungsalate geeignete Salate und Sorten wie Mangold. Die Bandbreite der Sämereien ist groß, so dass einem bestimmt nicht langweilig wird. Die Tüten sind auch gut gefüllt und haben je Tüte meist Saatgut für 80-100 Pflanzen, das in Keimschutzbeuteln abgefüllt ist.

Übrigens: Das Saatgut für die neue IKEA Linie wird in Deutschland abgefüllt, vom Qualitätslieferanten SPERLI.

beetfreunde Insidertipp: Ihr könnte bei jeder Saatgut-Tüte in Deutschland sehr einfach feststellen, wer es abgefüllt hat. Saatgut ist in Deutschland sehr stark kontrolliert und deswegen braucht jeder, der Saatgut abfüllt, eine sogenannte Abfüllernummer. Diese steht dann hinten auf der Tüte. SPERLI hat beispielsweise die Abfüllernummer DE05-560. Diese findet Ihr sowohl auf den normalen SPERLI-Tüten als eben auch auf den neuen IKEA Tüten. Über die Abfüllernummer kann man im Internet sehr leicht recherchieren, wer das Saatgut abgefüllt hat, insbesondere auch bei den Eigenmarken in Supermärkten und Baumärkten.

Das Anzuchtmedium – Wurzelkissen aus Steinwolle

Die von IKEA so genannten Wurzelkissen, in denen die Sämlinge heranwachsen, sind aus Steinwolle, einem wasserspeichernden Medium. Sie werden hergestellt, indem in Recyclingöfen Stein auf 1500°C erhitzt wird. Das ist dann ähnlich wie in einem Vulkan und so entsteht aus einem Kubikmeter Stein 50 Kubikmeter Steinwolle. Sie sind leider nicht wiederverwendbar und müssen nach der Anzucht über den Hausmüll entsorgt werden.

Wir hätten uns als Anzuchtmedium vielleicht ein natürlicheres Medium gewünscht, das weniger energieintensiv hergestellt wird und im Idealfall auch kompostierbar ist. Die Steinwolle hat aber wohl in den Tests der schwedischen Universität für Agrarwissenschaften am Besten abgeschnitten.

 

In den nächsten Tagen werden wir Euch natürlich auf dem Laufenden halten, wie sich unsere Sämlinge entwickeln. Und dann sind wir schon auf das Pflanzelement und die Pflanzenbeleuchtung gespannt. Also bleibt dran, es wird spannend!

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