Wann beginne ich mit der Anzucht? Und wie gehe ich am besten vor?

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Sobald das neue Jahr beginnt, kribbelt es bei uns auch schon im grünen Daumen und wir würden am liebsten gleich mit der Anzucht unserer Pflanzen für das neue Gartenjahr beginnen. Aber wann ist eigentlich der ideale Zeitpunkt, um damit zu starten? Und was sollte man bei der Anzucht beachten? Wir haben ein paar der wichtigsten Tipps für Euch zusammengestellt.

Jede Gemüsesorte hat ihr eigenes Wachstumstempo. Somit braucht ihr nicht alle Samen zur gleichen Zeit in die Erde legen. Auf den Samentüten und bei uns im beetfreunde Shop findet Ihr für jede Sorte angegeben, wann sie ausgesät werden kann. Wollt ihr viele Tomatensorten säen, dann könnt ihr diese in Etappen säen, damit nicht alle auf einmal reif werden. Einige Gärtner beginnen recht früh mit der Anzucht, andere später. Unserer Erfahrung nach holen die späteren Pflanzen meist den Vorsprung schnell wieder auf. Ihr spart euch durch etwas späteres säen auch 1-2 mal umtopfen.

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Aber wenn ihr trotzdem früh, z.B. im Dezember, mit Paprika, Chili und Aubergine beginnen möchtet, empfehlen wir euch mit Kunstlicht zu arbeiten. Die Pflanzen wachsen ohne zusätzliches Licht in dieser Zeit noch nicht genügend und kümmern ansonsten vor sich hin. Die Pflanzenlichter benötigen einiges an Strom, erkundigt euch am besten vor dem Kauf über ihren Verbrauch.

Die meisten Gemüsesorten werden von Februar- April auf der Fensterbank vorgezogen. Gemüsesorten, die ihr lieber direkt ins Beet sät, sind Karotte, Radieschen, Erbsen, Bohnen oder Petersilienwurzel. Generell wächst das Wurzelgemüse oft nach dem Umtopfen nicht mehr richtig nach an. Nehmt bitte immer torffreie Erde für euren Garten. Beim Torfabbau werden Moore zerstört. Torf speichert zwar enorm viel Wasser, trocknet Torf aber aus, entzieht es auch der umliegenden Erde viel Wasser. Dies ist bei allen Fasern so, auch bei Kokosfasern.

Düngt die Jungpflanzen zu Beginn gar nicht, später dann sparsam. Der Spruch „Viel hilft viel“ gilt hier nicht. Zuviel Dünger kann die Wurzeln verbrennen.  Wenn ihr unbedingt düngen wollt, dann gebt nur minimal Gesteinsmehl unter die Erde.

Die ideale Anzuchterde

Zur Anzucht verwendet ihr am besten Anzuchterde. Diese Erde ist zwar etwas teurer, aber besser für die Anzucht geeignet. Denn sie ist nährstoffarm und zwingt damit die Jungpflanzen dazu, ihre Wurzeln lange zu strecken. Sie ist auch frei von Unkräutern und noch keimfrei. Durch einen Sandanteil ist sie gut durchlässig und fein krümelig.

Ihr könnt aber auch einfach eure eigene Anzuchterde herstellen. Im Frühjahr liefert euch der Maulwurf feine Erde dafür. Ihr benötigt noch gut abgelagerten feinen Kompost (Mist ist dazu zu grob) und ein wenig Sand. Sand lockert die Erde etwas auf und macht sie wasserdurchlässiger. Jetzt mischt ihr 2/3 Erde, 1/3 Kompost mit 1/3 Sand in einem Eimer gut durch. Um Schimmel, Keime und Unkrautsaat zu vermeiden, solltet ihr nun die Erde sterilisieren.

Das funktioniert am besten im Backofen auf einem Backblech. Hierzu wird die Erde im Backofen bei 120°C für 45 Minuten erhitzt. Wollt ihr nur kleine Mengen benützen, könnt ihr diese auch in der Mikrowelle erhitzen. Ist die Erde gut abgekühlt, könnt ihr diese verwenden.

Pilze in der Anzuchterde

Keine Panik, Pilze sind nicht immer schlecht. Im Gegensatz zu Schimmel, können bestimmte Pilze den kleinen Pflanzen beim Wachsen helfen. Sie heißen Mykorrhiza-Pilze. Es sind Bodenpilze, die den Pflanzen bei der Aufnahme von Nährstoffen und Wasser helfen. Das Pilzgeflecht kann sich besser als die Wurzeln im Boden ausbreiten. Somit wachsen die Jungpflanzen besser und sind weniger anfällig gegen Krankheiten und Schädlinge. Pflanze und Pilz arbeiten in einer wunderbaren Symbiose zusammen. Für das bloße Auge ist das Pilzgeflecht leider kaum sichtbar.

Welche Materialien braucht ihr?

Ihr braucht frei, geschützte und warme Fensterbank mit genügend Licht oder einen Wintergarten und viele kleine und größere Töpfe.

Plastiktöpfe könnt ihr im Sommer auswaschen und immer wieder benützen. Ihr könnt auch in Eierkartons oder mit Papierrollen, gefüllt mit Erde vorziehen. Es gibt auch Anzuchtpaletten mit Deckel oder Anzuchtsets zu kaufen. Ihr könnt aber auch herkömmliche, gespülte Joghurtbecher benützen. Eurer Fantasie sind hierbei keine Grenzen gesetzt.

Die Gefäße müssen sauber gespült sein. Möchtet ihr in Joghurtbechern ziehen, empfehlen wir euch bis zum 1. Keimblattpaar eine Folie mit kleinen Löchern als Deckel zu verwenden, dies wirkt wie ein kleines Gewächshaus. Bei jeder Variante täglich lüften nicht vergessen, sonst kann durch die zu hohe Luftfeuchtigkeit Schimmel entstehen.  Wer möchte kann sich ein Pikierstab zulegen, wir nutzen aber auch ganz unspektakulär einen kleinen alten Löffel oder Essstäbchen vom Chinesen.

Wer keine Überraschung erleben möchte, braucht etwas zum Beschriften der Töpfchen. Hierbei eignen sich erstmal Eisstäbchen, Spieße mit Namensschildern als Fahne dran, Plastikstecker (diese könnt ihr auch aus alten Plastikboxen selbst zuschneiden). Eine kleine Gießkanne oder Sprüher benötigt ihr zum Bewässern.

Das wichtigste was ihr braucht ist das Saatgut 😊 – entweder aus dem eigenen Garten (siehe auch unser Beitrag Saatgut aus dem eigenen Garten gewinnen), aus dem beetfreunde Shop oder dem gut sortierten Fachhandel.

(Foto: Theresia Kleinert)

Übersicht der Aussaatzeiten

In der folgenden Tabelle findet ihr die Aussaatzeiten für die beliebtesten Arten:

Säen und pikieren

Bevor ihr die Samen in die Erde steckt, feuchtet ihr am besten die Erde etwas an. Gebt die Samen hinein (auf der Tüte oder bei uns im beetfreunde Shop findet ihr Angaben zur empfohlenen Saattiefe für die einzelnen Sorten) und bedeckt sie etwas mit Erde. Jetzt nochmal gut mit Wasser besprühen. Die Erde sollte stets feucht sein, auch die späteren Keimlinge dürfen nicht austrocknen. Manche Samen sind Lichtkeimer, dazu zählen mitunter Aubergine, Basilikum und Physalis. Sie werden nur leicht mit Erde bedeckt.

Wenn ihr mehrere Pflänzchen in einem Topf habt, müsst ihr diese später pikieren (vereinzeln), damit sie weiterhin genügend Platz zum Wachsen haben. Pikiert die Keimlinge nicht vor dem ersten richtigen Blattpaar (das aller erste Blattpaar nennt man Keimblatt, optisch gesehen sollte der Keimling dann 4 Blätter haben). Bei zu frühem pikieren (umtopfen) werden schnell die feinen Wurzeln zerstört. Oft sind die Keimlinge zu fein für „Umtopfstress“.

Zum Vereinzeln feuchtet ihr die Erde wieder etwas an, dadurch lösen sich die Keimlinge besser aus der Erde. Hebt den Keimling mit einem kleinen Löffel, einen Pikierstäbchen oder Essstäbchen heraus und setzt ihn in ein größeres Töpfchen mit Erde. Mit dem Pikierstab könnt ihr in die neue Erde ein Pflanzloch machen. Pflanzt die Keimlinge noch einmal in Anzuchterde, so regt ihr die Wurzelbildung erneut an.

Wir stellen unsere Jungpflanzen nach diesem Schritt etwas kühler, z.B. an ein Fenster in einem kühleren Kellerraum. Zu Beginn ist Wärme gut und notwendig für die meisten Keimlinge, später neigen sie bei zu warmer Temperatur zu schießen / vergeilen. Das führt dazu, dass die Hauptstämme lang und stackselig werden und die Pflanzen später kaum stabil stehen können. Gerne treiben sie dann in die Blüte aus, anstatt Früchte anzusetzen.

Wenn ihr auf die Erde und unten beim Ablauf eine Sandschicht gebt, verhindert ihr das Trauermücken schlüpfen und ihre Eier in die Erde legen können. Gegen lästige Trauermücken helfen auch Zündhölzer in der Erde oder Nylonstrumpfhosen, die über die Pflanztöpfe gezogen werden. Gelbtafeln benützen wir nur bei starkem Befall. Spätestens beim Abhärten ist das Problem minimiert, dann suchen sich die Trauermücken draußen leckere Sachen.

(Foto: Theresia Kleinert)

Abhärten und ins Freiland auspflanzen

Die meisten wärmeliebenden Jungpflanzen wie Tomate, Paprika & Co. können nach den Eisheiligen ausgepflanzt werden. Angaben zur Auspflanzzeit findet ihr wie immer auf der Tüte oder bei uns im beetfreunde Shop. Achtet aber auch auf den Wetterbericht und die vielleicht noch kommenden Nachtfröste, da die Eisheiligen je nach Region teilweise ein bisschen abweichen. Wäre schade, wenn eure Pflanzen erfrieren würden.

Die gut geschützten Bedingungen im Haus machen die Jungpflanzen sehr empfindlich. Sie müssen erstmals abgehärtet werden. Wind, Sonne, Temperaturveränderung und andere Erde können zum Wachstumsschock führen oder die Pflanzen gar eingehen lassen. Gewöhnt die Pflanzen am besten schrittweise an draußen und stellt sie erstmal stundenweise ins Freie. Zu Beginn erst in den Schatten, in der Sonne neigen sie zu sofortigen Sonnenbrand.

(Foto: Theresia Kleinert)

Dann sollte mit der Anzucht alles klappen und ihr könnt euch bald darüber freuen, wie eure Pflanzen wachsen und gedeihen 😊

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