Ein eigener Zitronenbaum ist der Traum vieler Hobby-Gärtner. Doch leider lässt sich die exotische Frucht in unseren Breiten nicht so einfach im Garten anbauen. Auf frisch-saures Aroma in Beet und Küche musst du aber dennoch nicht verzichten. Zitronenmelisse ist ein tolles Kraut, das sich ohne Probleme hierzulande ziehen lässt. Darüber hinaus gibt es noch zwei weitere Gründe, warum du sie auf jeden Fall im Garten und auf dem Balkon anbauen solltest: Die Zitronenmelisse ist eine nektarreiche Bienenweide und ein altes Heilkraut. Aufgrund ihrer wohltuenden und heilenden Inhaltsstoffe wurde sie 1988 sogar zur Arzneipflanze des Jahres gekürt!
Zitronenmelisse-Sorten
Die Zitronenmelisse (Melissa officinalis) wird häufig auch einfach nur Melisse genannt. Ursprünglich stammt sie aus dem Mittelmeerraum. Im Gegensatz zu anderen Kräutern ist die Anzahl an Sorten überschaubar. Die klassische Melisse kann bei guter Pflege und einem idealen Standort bis zu 90 Zentimeter hoch werden. Ihre eiförmigen, spitz zulaufenden Blätter mit dem gezackten Rand duften herrlich frisch nach Zitrone – daher auch der Name. Fruchtiger und mehr nach Limetten duften hingegen die Blätter der Kreta-Melisse (Melissa officinalis ssp. altissima). Ein besonderer Hingucker ist die Sorte mit dem Beinamen „Aurea“: Ihre grünen Blätter färben sich ab Mai goldfarben.
Zitronenmelisse aussäen und vorziehen
Zitronenmelisse kannst du im Gartenbeet und in einem Kübel auf dem Balkon oder auf der Terrasse anbauen. Junge Pflanzen lassen sich einfach aus Samen ziehen. Allerdings brauchen diese meist Temperaturen von mindestens 20 Grad Celsius, damit sie aufgehen. Am besten ziehst du die Melissen ab Februar/März auf der Fensterbank vor. Achte darauf, dass du die Samenkörner nicht mit Anzuchterde bedeckst, sondern sie flach in das Saatbett aussäst und leicht andrückst. Die Zitronenmelisse gehört nämlich zu den Lichtkeimern. Werden sie von zu viel Erde bedeckt, gehen die Samen nur selten oder gar nicht auf. Ansonsten solltest du nach etwa drei bis vier Wochen das erste Grün sehen können. Damit die Keimlinge gesund und kompakt wachsen, benötigen sie ausreichend Licht und Feuchtigkeit. Ab Mai kannst du die Jungpflanzen ins Freiland setzen, sobald kein Bodenfrost mehr zu erwarten ist. In der Regel ist das ab Mitte des Monats, nach den Eisheiligen, der Fall. Willst du die Zitronenmelisse lieber direkt in Beet oder Topf aussäen, ist nun ebenfalls die richtige Zeit dafür.
Melisse vegetativ vermehren
Hast du schon eine Zitronenmelisse im Garten, kannst du sie auch über Stecklinge vermehren oder die alte Pflanze teilen. Diese Formen der vegetativen Vermehrung haben einen entscheidenden Vorteil gegenüber einer Aussaat: Die neuen Pflanzen besitzen dieselben Eigenschaften wie ihre Mutterpflanzen. Am besten verwendest du daher eine gesunde und besonders üppig wachsende Melisse, von der du gerne mehr Pflanzen haben möchtest. Für Stecklinge schneidest du im Frühsommer junge Triebe ab. Entferne bis auf das obere Blattpaar alle Blätter und pflanze den Trieb in Anzuchterde. Gut wässern nicht vergessen!
Um die Zitronenmelisse durch Teilung zu vermehren, zerschneide im Frühjahr mit einem scharfen Messer den Wurzelstock. Achte darauf, dass die kleinen Zitronenmelissen nicht nur Wurzeln, sondern auch junge Triebe haben. Pflanze diese nun an den gewünschten Stellen in die Erde und gieße sie gründlich an.
Standort und Pflege
Damit sie ihr erfrischendes Aroma am besten entfalten können, setzt du die Zitronenmelisse am besten an einen geschützten Standort mit viel Sonne. Wenn es den in deinem Garten nicht gibt, kein Problem: Auch mit Halbschatten kommt die Melisse gut zurecht. Grundsätzlich sollte der Boden nährstoffreich, warm und durchlässig sein. Staunässe mag die Zitronenmelisse nicht, da sonst ihre Wurzeln faulen. Ältere Pflanzen solltest du daher auch nur mäßig wässern. Als Ausnahme gilt das erste Jahr: Dann freuen sich die Jungpflanzen häufig noch, wenn du sie kräftiger gießt. Generell gilt die Zitronenmelisse als recht pflegeleicht, robust und wenig anfällig für Krankheiten und Schädlinge. In den warmen Monaten wächst sie schnell heran, sodass du im zweiten Jahr bis zu vier Mal ernten kannst.
Von Juni bis August bildet die Pflanze in den Blattachsen kleine weiße bis hellviolette Blüten aus, die reich an Nektar sind und daher von Bienen gern besucht werden. Leider verlieren die Blätter nach der Blüte ihr tolles Aroma und du musst bis zum nächsten Jahr warten, bis du wieder ernten kannst. Neue Pflanzen brauchst du dafür nicht zu setzen. Zitronenmelisse ist ausdauernd winterhart und treibt im Frühjahr wieder frisch aus. Außerdem bildet sie viele Samen und sät sich schnell selbst aus.
Ernte & Konservierung
Im ersten Jahr kannst du junge Blätter und Triebspitzen der Melisse im August ernten, im zweiten Jahr bereits ab Mai. Am aromatischsten sind die Blätter vor der Blüte, da sie dann am meisten ätherische Öle enthalten. Danach schmecken sie leider nicht mehr so gut.
Durch Zitronenmelisse erhalten nicht nur herzhafte Gerichte, Salate, Dips und Soßen eine erfrischende Note. Auch Desserts und Süßspeisen, Bowlen, Limonaden und Tee verleiht sie ein zitroniges Aroma. Hier findest du ein Rezept für ein köstliches Sorbet. Darüber hinaus wird sie für ihre heilende Wirkung geschätzt. Melisse gilt als entspannend und krampflösend, sie soll Nerven stärken und beruhigen. Daher wird sie unter anderem bei Magen-Darm-Beschwerden und Schlaflosigkeit eingesetzt.
Für das perfekte Geschmackserlebnis verwendest du Zitronenmelisse am besten frisch. Du kannst sie aber auch konservieren, indem du sie an einem dunklen, trockenen Ort trocknen lässt oder einzelne Blätter einfrierst. Keine Sorge: Getrocknet verliert die Melisse zwar schnell an Duft und Aroma, die wichtigsten Inhaltsstoffe behält sie aber.