Heute verabschieden wir uns von Dir, mein Garten und ich. Meine Beete sind bettfertig für den Winterschlaf. Die Kälte kann kommen! Vor ein paar Tagen habe ich die verbliebenen Tomaten-, Bohnen- und Kürbispflanzen ausgerupft und auf den Komposthaufen verfrachtet. Ich hab‘ das gemacht, weil es so in den Gartenratgebern steht, doch ehrlich gesagt ging’s mir ganz schön gegen den Strich: Warum darf das letzte Grün eigentlich nicht stehen bleiben? So wie die Gründünger-Pflanzen, die ja auch weiterwachsen, bis sie vom Frost erledigt werden.
Nun gut, als Neuling wollte ich nicht alles hinterfragen, hab’s einfach gemacht und mich ansonsten an die beetfreunde-Tipps gehalten. Vom Pferdehof habe ich außerdem eine Autoladung voll dampfendem Mist geholt, in die Erde „einmassiert“ und die Vitaminpackung mit einer Laubschicht zugedeckt. Zuletzt habe ich den Johannis- und Stachelbeersträuchern noch einen Winterschal aus Stroh umgelegt.
Von Müdigkeit keine Spur
Das ist die offizielle Geschichte vom Saisonende. Doch im Laub raschelt’s noch gewaltig und mein Nutzgarten denkt überhaupt nicht an Schlaf. Da ist der Feldsalat, der in seinem Eck weiterwächst, zusammen mit Radieschen, Spinat und Winterrettich. Da sind Pfefferminz und Zitronenmelisse, nach wie vor tolle Geschmacksgeber für den Tee.
Da ist mein Sohn, der gerade einen Versuch zum Ganzjahres-Kartoffelanbau durchführt – und letztens tatsächlich eine Handvoll frischer Knollen ausgegraben hat. Ich glaube, meinem Beet ist es einfach noch zu warm, um seine Aktivitäten auf Eis zu legen. Wie sonst ließe sich auch erklären, dass ich vor noch zwei Wochen eine große Portion Buschbohnen ernten konnte….
Was bitte ist Topinambur?
Eine ulkiges Früchtchen möchte ich Dir zum Abschied vorstellen: Topinambur. Klingt und sieht genauso außergewöhnlich aus wie‘s schmeckt. Die gelben Blumengesichter sind im Herbst nett anzusehen, doch interessant wird es unter der Erde: Denn dort bildet das Gewächs, ähnlich wie bei Kartoffeln, dicke, unförmige Knollen, die ein bisschen aussehen wie Ingwer. Topinambur ist aber weder das eine noch das andere, sondern gehört zur Gattung der Sonnenblumen – wirklich eine komische Kombination. Ich habe die Dinger mal nach einem Rezept aus dem Internet zubereitet, als Frittata. Macht angeblich dünn, ist aber auf jeden Fall gesund. Im Prinzip geht das so:
● Topinambur sauber schrubben, nicht schälen.
● Grob stückeln und weichkochen.
● Zusammen mit Zwiebel und Paprika kurz in der Pfanne anbraten.
● Darüber kommt eine Eiermasse wie beim Omelette.
Geschmacklich erinnert Topinambur an Artischocke, und in Kombination mit Ziegenkäse, Oliven oder Kapern ist das durchaus ein kulinarisches Erlebnis.
Mein erstes Jahr als Gärtnerin: Bestanden!
Seit März habe ich Dir von meinen ersten Gehversuchen als Gärtnerin berichtet. Von der Magie der sprießenden Keimlinge, dem mühevollen Umsetzen ins Frühbeet, dem Bau meines Hochbeets. Hab Dir vorgeschwärmt von den ersten Radieschen, von wahren Massen leckerer Zucchini und den drei sympathischen Schwestern Mais, Kürbis und Bohne. Hab gejammert über geile Triebe, verschwundene Karotten und löchrige Kartoffeln. Euphorie und Ernteglück, Pfusch und Pleiten lagen stets nah beieinander.
Unterschätzt hatte ich, dass Gärtnern tatsächlich ein hartes Stück körperlicher Arbeit ist: Ich habe einen Tennis-Arm bekommen, ganz ohne Tennis zu spielen. Mein Spaten ist verbogen, die Hose löchrig und mit meinen rissigen, dauer-braunen Händen ist an so etwas wie Nagellack gar nicht zu denken. Und doch bin ich überglücklich über mein Projekt „Nutzgarten für Anfänger“. Die Faszination hat mich gepackt, es hat riesigen Spaß gemacht und ich finde einfach mal, dass ich mein erstes Gärtnerinnen-Jahr bestanden habe.
Weiterempfehlungsrate 100 %
Dass alles so gut lief, verdanke ich auch Dir, liebe Leserin und lieber Leser! Du hast mich sozusagen bei der (Bohnen-)Stange gehalten. Weil Du mein Werkeln kritisch mitverfolgt hast, war ich motiviert, immer mein Bestes zu geben. Somit ist meine Ernte auch zu Deiner Ernte geworden!
Ich würde mich freuen, wenn ich Dir mit meinen Beiträgen Lust aufs Gärtnern gemacht habe – wenn Du nicht ohnehin schon längst dabei bist. In diesem Fall geht’s Dir sicher so wie mir, und Du zählst die Wochen, bis es im Frühjahr weitergeht. Ich jedenfalls mach‘ mir schon mal eine Liste mit all den leckeren Dingen, die dann unbedingt mit rein müssen ins Beet: Süßkartoffeln, Blumen-, Weiß- und Grünkohl, Rettich, Fenchel, vielleicht auch Spargel. Oh je, ich glaube, ich brauche einen größeren Garten!
Vielen Dank fürs mitnehmen und inspirieren! Nun starte ich voller Vorfreude in mein erstes Nutzgarten-Jahr und hoffe dich auch in dieser Saison begleiten zu dürfen
Ach schön, das freut uns aber sehr!