Ob Erkältung, Bauchschmerzen oder kleine Wunden – wer seine private, kleine Hausapotheke im Garten hat, ist klar im Vorteil. Man spart sich so manchen Weg nach draußen oder sogar zum Arzt. Heilpflanzen sind nicht irgendein Hokuspokus: Ihre Wirkung ist vielfach wissenschaftlich belegt und selbst die Schulmedizin nutzt ihre heilenden Eigenschaften. Lest mal in diesem kleinen Lexikon, was die Kraft der Natur so alles bewirken kann.
Ringelblume
Wird bei uns schon seit Jahrhunderten als Heilpflanze angebaut. Sie wirkt antiseptisch und beschleunigt den Wundverschluss. Ihre heilende Wirkung für Haut und Schleimhäute ist offiziell anerkannt: etwa bei Schnitten, Abschürfungen oder Entzündungen. Aus Ringelblumenblüten kannst Du ganz einfach selbst eine Salbe herstellen.
Ringelblumensalbe
● 250 ml Sonnenblumenöl (alternativ Leinöl, Mandelöl, Kakaobutter)
● 50 g Bienenwachs (haben wir bei unserem Imker bekommen)
● eine große Handvoll Ringelblumenblüten
Blütenblätter ins Öl geben und 15 Minuten lang leicht erhitzen. Durch ein sauberes Tuch abseihen, Bienenwachs dazugeben und nochmals erhitzen, bis das Wachs schmilzt. Am besten in ein dunkles Glas abfüllen.
In unserem Garten sind die knall-orangen Ringelblumen richtige Gute-Laune-Macher: Die fröhlichen Gesichter blühen einfach immer, selbst jetzt noch mitten im November-Grau. In Salaten und Tees sorgen die Blüten für ordentlich Pep.
Lavendel
Schon die alten Römer verwendeten die Blüten als Badezusatz. Daher wohl auch der Name: auf Latein heißt lavare waschen. Im 12. Jahrhundert empfahl die Gelehrte Hildegard von Bingen das Kraut unter anderem gegen Kopfläuse. Heute schätzen wir Lavendelkissen, die im Kleiderschrank ein gutes Aroma verbreiten und zugleich Motten fernhalten. Der Duft von Lavendel beruhigt und entspannt, lindert Angst und hilft beim Einschlafen. Außerdem sagt man ihm desinfizierende Eigenschaften für die Raumluft nach. Hervorragend schmeckt und wirkt ein Tee am Abend, dem einige Lavendelblüten zugegeben werden. Lavendelblütentee wirkt übrigens auch verdauungsfördernd und fiebersenkend.
Beinwell
Gut für die Glieder: In den Wurzeln der unkomplizierten Staude mit den lilafarbenen, hängenden Blüten sind Wirkstoffe enthalten, die abschwellend und schmerzlindernd wirken. Beinwell hilft gegen Gelenkschmerzen, Arthrose und Rheuma, und wird bei Muskelbeschwerden und Verstauchungen eingesetzt. Die Blätter können aber auch im Salat verwendet werden oder etwa in Butter angebraten werden. Für die Hausapotheke kannst du aus den Wurzeln eine Salbe herstellen oder Umschläge aus dem Wurzelsud machen.
Beinwell-Umschlag
Dafür etwa 100 Gramm Beinwell-Wurzeln zerkleinern, zehn Minuten lang kochen und abseihen. Ist der Auszug lauwarm abgekühlt, Mulltücher eintauchen und als Umschlag auflegen. Nicht auf offenen Wunden verwenden.
Stockrose
Die üppigen Stauden mit ihrem derben Charme gehören zu einem Bauerngarten einfach dazu. Meine Stockrosen habe ich im vergangenen Jahr gesät; diesen Sommer haben sie erstmals in weiß, rosa und lila geblüht – eine Pracht! Das ist längst nicht alles, denn die Stockrose hat auch noch Qualitäten als Heilpflanze. So enthalten Blüten, Blätter und Wurzeln Schleimstoffe, die unter anderem bei Husten, Halsentzündungen und Bronchitis, aber auch bei Magenproblemen helfen. Dazu bereitet man aus den getrockneten Blüten einen Tee oder, noch besser, einen Kaltauszug zu: Die Blüten in kaltem Wasser über Nacht ziehen lassen, abseihen und lauwarm trinken.
Frauenmantel
Zahlreiche Mythen umranken das unscheinbare Rosengewächs, das die Germanen der Liebesgöttin Freya, die Römer der Venus geweiht haben. Weil es die geheimnisvolle Eigenschaft besitzt, Flüssigkeit zu transpirieren, die dann wie goldene Tautropfen auf den Blättern erscheinen, wird die Pflanze auch „kleiner Alchimist“ genannt. Wissenschaftlich belegt ist heute eigentlich nur die Wirkung bei leichtem Durchfall. Und doch gilt der Frauenmantel in der Volksheilkunde als kleines Wundermittel: Offenbar besitzt er Eigenschaften, die dem Hormon Progesteron entsprechen und die ihn zu einem Freund der Frauen machen: Es heißt, er stärke die Gebärmutter, fördere nach der Geburt Milchfluss und Rückbildung, helfe bei PMS, in den Wechseljahren – und wirke sogar bei unerfülltem Kinderwunsch. Für eine Teekur drei bis viermal täglich eine Tasse mit je einen Esslöffel frischem oder getrocknetem Kraut aufbrühen.
Brennnessel
Halt, ist das nicht ein Unkraut? Nun ja, das kommt ganz auf die Definition an. Es stimmt schon, dass die Brennnessel sich ungefragt im Beet breitmacht, und autsch!, sie kann ganz schön brennen. Dafür enthält sie aber auch viele tolle Wirkstoffe, die entwässern und bei Blasenentzündung, Nieren- und Gallenprobleme helfen. Wertvolle Mineralstoffe (z.B. Kieselsäure, Kalium, Eisen) in den Blättern und viel Eiweiß in den Blüten machen sie außerdem zu echtem Power-Food: ob im Smoothie, als Salat oder Spinat. Keine Sorge, mit ein paar Tricks (Übergießen mit heißem Wasser, Walzen mit dem Nudelholz) lassen sich die Brennhaare überlisten.
Spitzwegerich
Ein anderes starkes Kraut, das überall am Wegrand wächst, ist der Spitzwegerich. Er leistet erste Hilfe bei Insektenstichen: einfach den Saft aus einem Blatt auf dem Stich verreiben. Ein selbst angesetzter Sirup hilft gegen Husten: Dafür schichtweise Blätter und Kandiszucker in ein sauberes Glas geben und mindestens zwei Wochen an einem hellen Fensterbrett (ohne Sonne) stehen lassen. Ein super Hausmittel!
Salbei
Wir alle lieben unseren dicken Salbeistrauch im Garten: Die Bienen fliegen auf die lilafarbenen Blüten. Uns schmecken die Blätter, knusprig ausgebacken in Butter, zu Ravioli & Co. Sein größtes Talent aber entfaltet der Salbei bei Halsweh und Mandelentzündung: Dann wirkt ein kräftig-bitterer Sud aus den Blättern wahre Wunder. Einige Male gurgeln – und die Beschwerden sind wie weggeblasen.
Pfefferminze
Hat man das erfrischende Kraut einmal im Garten, wächst es jedes Jahr verlässlich und ist fast durch nichts kaputt zu kriegen. Tee schmeckt am besten aus frischen Blättern. Für den Nachschub im Winter kann man es, zu kleinen Sträußen gebunden und an einer luftigen Stelle aufgehängt, einfach trocknen. Pfefferminztee kühlt. Die darin enthaltenen ätherischen Öle, sowie Gerb- und Bitterstoffe wirken entkrampfend, antibakteriell und sekretfördernd. Damit ist der Tee zugleich eine leckere Medizin gegen Husten, Völlegefühl oder Verdauungsbeschwerden.
Viele der Kräuter, die wir alltäglich in der Küche verwenden, sind ebenfalls für ihre Heilwirkung bekannt. Einige unterstützen die Verdauung – und passen daher zu üppigen Mahlzeiten: etwa Beifuß zur Gans, Kümmel zu Pilzgerichten, Rosmarin zum Braten. Doch mache können noch mehr: Rosmarin zum Beispiel belebt, regt den Kreislauf an und hilft bei niedrigem Blutdruck. Oregano wirkt antiseptisch (gegen Hals- und Zahnschmerzen!), krampflösend und schweißtreibend und Thymian, der bereits den alten Römern Mut und Tapferkeit zusprach (weswegen die Soldaten in Thymianwasser badeten), soll nach ausschweifenden Nächsten sogar üble Kater verjagen.